In dieser Studie geht es nicht nur um die Entdeckung des
bedeutenden Meißner-Ochsenfeld-Effekts, sondern insbesondere um
Walther Meißners Leistungen in der Tieftemperaturtechnik und als
Institutsgründer.
Meißner begründete das erste deutsche
Tieftemperaturinstitut an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
in Berlin, wo er bis 1934 wirkte. In diesem Jahr wechselte er nach
München auf einen Lehrstuhl an die Technische Hochschule, wo er
weiter im gleichen Bereich forschte, aber auch in dem der
Materialforschung neue Wege beschritt. Für diesen Zeitraum steht
auch die Frage nach der Verantwortung des Wissenschaftlers im
„Dritten Reich“ im Fokus, insbesondere da der Lebensweg Meißners
sich immer wieder mit dem Johannes Starks kreuzte, dem
Hauptvertreter einer ideologisch begründeten „Deutschen Physik“. Als
im Laufe des Zweiten Weltkrieges materielle und personelle Engpässe
auftraten, entschloss sich Meißner, sein Institut für
Tieftemperaturforschung in das von Carl Krauch verwaltete System der
Vierjahresplanforschung einzugliedern.
Nach dem Krieg zwangen
ihn die Verhältnisse zu einer völligen Neuorientierung des
Ressourcen-Managements. Als die Arbeiten im Kälteinstitut in
Herrsching zum Erliegen kamen, gründete Meißner das „Amtliche
Prüfamt für Technische Physik“, das sich über Gebühren für Gutachten
selbst tragen sollte. Ein weiteres großes Kapitel behandelt die
Ausgliederung des Kälteinstituts aus der Hochschule und seine
Etablierung als Institut der Bayerischen Akademie der
Wissenschaften. Um dies zu bewerkstelligen, nutzte Meißner seine
Position als deren Präsident. Abschließend folgt ein Ausblick auf
die Entwicklung seines Kälteinstituts zur Großforschungseinrichtung,
die seit 1950 in Garching bei München angesiedelt ist und seit 1982
seinen Namen trägt.